Die Salatfotz

Die „Salatfotz“

Es war um die Jahrhundertwende. Ober-Roden hatte noch seinen Gänsehirten, einen kleinen, aber witzigen Zeitgenossen: das „Gerlachsche“.

Es ging jeden Morgen mit seiner Ganseschar in die Trift oder an die nasse Tonkaute. Als Nebenverdienst fing es auf den Wiesen Maulwürfe.

Als diese Plagegeister wieder einmal überhand nahmen, bekam es von der Gemeindeverwaltung den Auftrag, das Stück gegen ein Entgelt von 5 Pfennigen zu fangen. Als Beweis für seine Tätigkeit sollte es die abgeschnlttenen Schwänze vorlegen.

Das ging etliche Tage gut, da es 10-20 Stück vorlegte. Bis es eines Tages mit einer ››Kartoffelmahne« voll Schwänzen bei der Gemeindekasse erschien, da wurde es vom Bürgermeister ohne Bezahlung fortgejagt. Denn das schlaue Gerlachsche hatte sich in der Hutstoffabrik Donner in der Dieburger Straße Lederabfälle geholt und diese mit einem Messer, täuschend ähnlich wie Maulwurfschwänze, zurechtgeschnitten.

Später, als man keinen Gänsehirt mehr brauchte, ging es als Hausierer mit Schuhcreme und Wagenschmiere von Ort uzu Ort. Mit seinem Bauchladen und auf Hochglanz gewichsten Gamaschen gab der kleine Mann eine witzige Figur ab. So war war es nicht verwunderlich, daß die Kinder hinter ihm herliefen und riefen:
Schuhschmeer – Schuhschmeer – Wix – Wix – Wix!
Nix daacht deu Wix!
 
 
Mit freundlicher Genehmigung des Heimat- und Geschichtsverein Rödermark
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Die Berschknapper kumme

Die Berschknapper kumme

„Die Berschknapper kumme“ hot oaner gekrische, un alles iss in die Richtung gerennt, wou mer die Musik gehört hott. „Inn de Hinnergass sun se“ saat e Fraaa, wou groat vebei goange is. Meer, die Enggass enunner un in die Hinnergasse eneu. Meer, des woarn alle Buwe un Mädcher, wou ins Wagnersch erm Hof Biggelsches gedou hou un des woarn an dem Mittag in ganze Butze.

Un richtig, am Lochs Naz, wou die Hinnergass in Booge mecht, häwwe se gestanne un häwwe gebloose. Heit woarns groad 5 Mann. Als emol, an annern Toage, warns als schun 6 orrer 7 Musiker. Äwwer ach die 5 heit häwwe schei gebloose. Oaner hat e Trumpeet, des woar der, der als mim Kopp de Takt ougewwe hot. Dann hat oaner e Gääleriewe, de oanner e bisje e gräißer Trumbeet, de 4te hat e Hörnsche und die finfte, war ausgereschent ach de Klinste, hat die gräißt Bloose, nämlich de Baß. Wie mer hee kumme seun, heun se groat: „O Donna Klara“ gespeelt. Des woar domols en ganz moderne Schloager. Epoar große Kinner häwwe des ach schunn gekennt und häwwe mitgesunge. Die klinnern Kinner seun debei uff de Gasse erim gehippt un all hann in mords Spaß debai. Wie des Lied fertig woar, is der wou die gräißer Trumpeet hat mimm Hut oder de Kappe erim gange un hot fesammelt. Dort, wou koa an de Fenster geguckt hou, seun se ach en die Hausdeer un häwwe gekloppt. Meistens hot do äwwer kons uffgemoacht. Dann die hann selbst koan Fennig mäi, um denne Berschknapper eppes se gäwwe. Des woar domols halt e orsch oarm Zeit nooch emm eerschte Weltkriesch, und die meiste woarn arbeitslos.

Nach der Infaltion 1923 bis 1928 woars e bisje besser gange, un die meiste han ach Ärwet un häwwe äbbes verdient. Häwwe in deereZeit ach noch all 60 Stunn die Wuch geschafft. Äwwer nooch 1928, nooch dem bewußte schwarze Freitag in Amerika, wou der grouße Börsenkrach woar, isses lousgange mit der Arbeitslosischkeit. De eerscht 3 Toag schaffe, dann ganz dehoam un stempele. Un deß woar dann wirrer die Zeit von de Berschknapper. Die Häwwe sich dann aus de Ortschafte immer e poar Musikante samme gemoacht, seun mit de Rerrer in e oanner Kante gefoahrn u häwewe dort in de Ortschafte Musik gemoacht un heun geammelt, damit se dahoam fer er Familie e poar Fennige hann.

Von Oweroure wornn`s aach immer ser 10 Mann, wou fort seun. Die seun meistens in die Aschaffeborjer Kante. Un Ältere werrn noch wisse, daß dodebei ach als de Stäffese Schorsch, Räwwelschmitte Schorsch, s`rout Räwwelche un wie se all gehaase houn, woarn. Jedenfalls hann die ern Spaß an de Musik, hann sogoar e poar Mark soamme bis owens und die Leit, die wou oan gespeelt grieht hou – denne hos gefalle. Sie häwwe all gärn 5 äwwer 10 Fennig in de Hut orrer in die Kabbe geworfe.

Unser Berschknapper in de Hinnergass hann inzwische aach gesammelt, un de Sammler hott sich wirrer debei gestellt un de Walzer „Mariechen saß weinend im Garten“ fertig gespeelt. Errne Gesichter nooch hann se ach gabz schäi gesammelt, dann sie häwwe als Zugabe noch „Puppchen, du bist ein Augenstern“ gespeelt. Un meer Kinner häwwe mitgesunge: Puppchen, du host in Vorz im Hern. – Dann seun mer wirrer in Woachnersch ern Hof gerennt un häwwe weirer gebiggelt.

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Heit gäits stoppele

Heit gäits stoppele

Es war vor Kirchweih, also um die Zeit, wo Matthäus Namenstag hat, deshalb heißt es in Ober-Roden „Mattes läit die Kerb“. Das heißt, der Sonntag nach Matthäus ist in Ober-Roden immer „die Kerbsunntoag“. Samstags davor bekamen die Schulkinder ihre Herbstzeugnisse und sieben Wochen Ferien.

Aber nicht wegen der Zeugnisse oder wegen der Kerb gab’s die sogenannten großen Ferien, sondern am Kerbdienstag ging’s, das war ungeschriebenes Gesetz, zum Kartoffelausmachen. So gingen alle Frauen, die Kinder hatten und nicht berufstätig waren, zu den Bauern Kartoffelausmachen. Das geschah von Hand mit einem „Hooge“ oder „Koarscht“, mit dem jeder einzelne Kartoffelbusch ausgeharkt werden mußte. Sie verdienten sich so ihre Winterkartoffeln oder 5,00 RM am Tage, soviel war ein Zentner Kartoffel wert. Da Kartoffeln in der Großfamilie die Hauptnahrung war, kellerten die meisten Familien 30 bis 40 Zentner für den Winter ein oder bis es wieder neue Kartoffeln gab.

Zum Ausmachen ging es früh um 8.00 Uhr los. Jeder hatte sein „Koarscht uffem Buckel“ mit leeren Säcken oder eine „Moahne“ daran. Hing dann gegen 10.00 Uhr der Nebel weg, sah man überall im Kartoffelfeld an verschiedenen Äckern 6 – 10 Frauen und Männer stehen, die fleißig Kartoffeln ausharkten.

Als es 12.00 Uhr läutete, kam die Bauersfrau mit dem Essen. Dies hatte sie in einer Moahne mit Hilfe eines Kringen auf dem Kopf ins Feld gebracht. Meistens war es eine gute Erbsen-, Bohnen- oder Linsensuppe. Dazu gab es ein Stück Butter- oder Marmeladenbrot. Wenn’s gut ging, waren auch ein paar Brocken Speck in der Suppe.

Nach dem Essen ging’s dann ans Kartoffelauflesen und zwar in drei Sorten, die dicken für den Verkauf in der Stadt, die Mittleren zum Eigenverbrauch und die kleinen für Futterkartoffeln. Diese kleinen Kartoffeln aufzulesen, war die Kinderarbeit. Dies war alles so bis gegen 16.00 Uhr fertig, es wurde Kaffee getrunken und gegen 18.00 Uhr gings nach Hause.

Daß am Abend jeder sein Kreuz spürte, braucht man wohl kaum zu erwähnen. „Meu Rick-, meu Kreuz-, meu Oarschgelenk, alles minoanner hott die Grenk“ Dies alles ging so drei bis vier Wochen, bis die letzten Kartoffeln aus waren. Und nun begann das „Stoppele“, d.h. man durfte mit einem Säckchen oder Korb über die abgeernteten Äcker laufen und die herumliegenden Kartoffeln einsammeln. Für Familien, die keine eigenen Äcker, dafür aber 5-6 hungrige Mäuler hatten, war das sehr wichtig. Wenn es auch nur 2-3 Zentner Kartoffeln waren, man konnte damit ein Schweinchen oder Ziegen füttern. Die Ziegen waren die „Orme Leits Kieh“ und Leute, die sich auf solche Weise über Wasser hielten, nannte man „Gaasebauern“. Aber auch sie hatten jedes Jahr ein Schlachtfest. Wenn das Schweinchen einigermaßen fett war, wurde noch eine Ziege dazu geschlachtet und beides verwurstelt. An solchem Schlachtfest hatte natürlich die ganze Verwandtschaft teil, alle bekamen eine Kanne Wurstsuppe, eine große Wurst und für jedes Kind „e kloo Wärschtche“, dies hat alles ganz schön über die Zeit geholfen.

Ähnlich, und das fiel in die selbe Zeit, war es mit den Äpfeln oder nach der Kornernte mit dem Ährenlesen. Man streifte über die Äcker und las jede einzelne Ähre auf, die zu einem Strauß gebündelt, stolz ach Hause getragen wurde. Wenn beim Ährenlesen nur soviel Korn für 5-6 Laib Brot herauskamen, sie halfen, hungrige Mäuler zu stopfen, und vielen klingen die Worte noch heute im Ohr: „heit gäits stoppele“.

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Ebbelbuff

Ebbelbuff

Ebbelbrei kennt mer zwar in der ganz Frankfurter Kante, äwwer Ebbelbuff is in Oweräirer Ausdruck fer Ebbelbrei (Apfelbrei). Und deß woar früher es Hauptschmerersel uffs Brot, walls halt ach billigst woar.

Kaum woarn Äbbelbeem verblüht un hann nooch e paar Wuche Frucht angesetzt, hat mer schun gewoort, bis die erste Krotze abgefalle sein. Un die dorft mer ufflese an der Orwischer-; Nirreräirer-; Mässeheiser- und Frankforter Schosse. Am meiste hann nach emme Storm oder heftige Wind unne geläje.

Woann nit nveel hunne gelähe hon, hat mer halt es bisje noachgeholfe un an de Beem geschillt, bis mer seu Säckele voll hat. Dehaam hottse dann die Moamme gescheelt un gekocht, und schun hann mer wirrer e Zeit lang äbbes uffs Brot.

Deß de Ebbelbuff auchh gut forn Stuhlgang woar, beweist deß do de zu bassende un ach geläufige Versje: Ebbelbuff, knebb die Hose uff un laaf die Orwischer Wä enuff.

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Ebbelbuff. Siehe Wörterbuch für Rödermark