Die Kläbberbuwe

Die Kläbberbuwe

Daß die Karwoche für Christen und für Katholiken was besonderes ist, weiß man

Es geht auf Ostern zu, und das hatte, denkt man 50 – 60 Jahre zurück, etwas prickelndes in sich. Ober-Roden hatte damals erst an die 3.000 Einwohner.

Das Leben spielte sich fast ausschließlich im Ortskern um die Kirche herum ab, und zum „Ausdorf“ Richtung Eppertshausen hin, standen ab dem beschrankten Bahnübergang bis zum Bahnhof erst einige Häuser. Das Tun der Bürger war noch überwiegend vom Bäuerlichen bestimmt. In jedem Haus waren noch Ziegen, die diese Zeit schon ihre Jungen und somit viele ihre Osterlämmchen zum Schlachten hatten.

Auch war der Storch schon eingetroffen und sein tägliches, mehrmaliges Geklapper vom Sakristeischornstein der katholischen Kirche ließ das baldige Osterfest ahnen. Der Storch war es auch, der, und das war einmalig in der ganzen Umgegend, die Stelle des Osterhasen übernahm. Den Osterhasen kannte man hier nicht, es war der Storch, der die „Storksajer“ brachte.

Die Oster-Liturgie bestimmte den Ablauf des Alltäglichen der Karwoche und begann besonders an Gründonnerstag. Läutete es am Morgen gegen 8.00 Uhr noch normal zur Kirche, so konnte man ½ Stunde später das ganze Geläute 10 Minuten lang hören, und es hieß im Volksmund: „Allweil flieh die Glocke fort“. Fragten die Kinder verwundert, was das zu bedeuten habe und wohin sie fliegen, hieß es einfach: „Die fliehe n die Dookaute.“

Ab diesem Zeitpunkt schlug und läutete vom Kirchturm her keine Glocke mehr, und in der Kirche wurde statt der Schellen Holzklappern verwandt.

Es war der Zeitpunkt für die „Kläbberbuwe“ gekommen, die nun die Funktion der Glocken übernahm. Das heißt, sie „kläbberten“ und riefen im Sangeston am Gründonnerstag und Karfreitag zu den jeweiligen Gottesdiensten auf. Und das ging etwa so:
Mit den Holzklappern wurden die Takte:
Klepp – Klepp – Klepp, Klepp, Klepp – Klepp – Klepp -Klepp geschlagen,
dann sangen die Kläbberbuwe, oft 20 – 30 an der Zahl, langsam gezogen: „Das ist das erste Mal“ oder „Das ist das zweite Mal“.

Abends um 18.00 Uhr hieß es anstatt des Nachtläutens scherzhaft: „Macht, daß er in eier Nester kummt.“ Am Gründonnerstag aber gabs um 12.00 Uhr de Ruf: „Macht, daß er eier grüne Pannkuche eßt.“ Am Gründonnerstag wurde nämlich im Reibekuchenteig für Pfannkuchen Schnittlauch mitgebacken, und es gab so in allen Häusern „grüne Pannkuche“.

Der Freitag verlief dann als absoluter Fasttag, aber der Samstag brachte wieder Aufregendes. Früh um 6.00 Uhr nach dem „kläbbern“ wurde im Garten der Pfarrkirche, so der Volksmund, der „Judas“ verbrannt. Dafür hatten alle Meßdiener und andere im Laufe der Woche alle noch brennbaren Kränze vom Friedhofsabfallhaufen mit Karren oder Ziehwagen geholt und im Kirchgarten aufgeschichtet. Es war ein Riesenfeuer und als der „Judas“ abgebrannt war, zog man in die Kirche zur Auferstehungsfeier.

Mit dem ganzen Geläute kamen die Glocken wieder geflogen und damit waren die „Kläbberbuwe“ ihres Amtes für dieses Jahr enthoben. Stolz über 3 Tage mitgewirkt zu haben, wurde die Holzklapper an bestimmter Stelle zu Hause verwahrt, und man freute sich schon wieder auf das nächste Jahr, um bei den „Kläbberbuwe“ mitzumachen.
 
 
Mit freundlicher Genehmigung des Heimat- und Geschichtsverein Rödermark
Die wunderschönen Hefte aus Ober-Roden und Urberach können sie hier käuflich erwerben.
 



Hier die Übersetzung mit dem Translator.

De Kläbberbuwe

Daß de Karwoche fer Christe unn fer Katholike woaß besonners iss, waas meer

Es gäit uff Ostern zu, unn deß hott, denkd meer 50 – 60 Joahrn zurick, äbbes prickelndes in sisch. Owerroure hott sellemols ersd oann de 3. 000 Ouiwohner.

Deß Lewe speelte sisch fast ausschließlich im Ortskern im de Kersch errim ab, unn zum „Ausdorf“ Richtung Eppertshause hee, stanne ab demm beschrankte Bahniwwergang bis zum Bahnhof ersd ouinische Heijser. Deß doun de Borje wour noch iwwerwieschend vumm Bäuerliche bestimmd. In jedem Heisje woarn noch Gaase, de die Zeit schunn erne Gääsje unn somid veele erne Osterlämmche zum schlochd hadde.

Aach wour de Stork schunn ouigetroffe unn soin tägliches, mehrmaliges Geklapper vumm Sakristeischornstein de katholische Kersch ließ deß baldige Osterfesd ahne. De Stork woars aach, de, unn deß wour oimoolisch inde goanze Umgäijed, de Stell des Osterhase ibernahm. De Osterhase koannt meer hier nitt, es wour de Stork, der die „Storksajer“ brachte.

De Oster-Liturgie bestimmte de Ablauf des alltäschlische de Karwoche unn begann besonners oann Grindonnerstag. Läutete es oam morje gäije 8. 00 Uhr noch normal zur Kersch, sou kounnd meer ½ Stunn speerer des goanze Geläut 10 Minude long heern, unn es hieß im Volksmund: „Allweil flieh de Glocke ford“. Froochte de Kinner verwunderd, woaß deß ze bedeute hätt unn wou hee se fliege, hieß es oafach: „de fliehe n de Dookaute.“

Ab demm Zeitpunkd schluch unn läutete vumm Kerschtorm her koa Glocke mähj, unn inde Kersch wurd stadd de Schnelle Holzklappern verwandd.

Es wour de Zeitpunkd fer die „Kläbberbuwe“ kumme, de nun de Funktion de Glocke ibernahm. Deß hääßt, se „kläbberte“ unn riefe im Sangeston oam Grindonnerstag unn Karfreitag ze de jeweilige Gottesdienste uff. Unn deß gäin etwa sou:
Mit de Holzklappern worrn de Takte:
Klepp – Klepp – Klepp, Klepp, Klepp – Klepp – Klepp-Klepp geschlaache,
doann sange de Kläbberbuwe, ofd 20 – 30 on de Zahl, langsam gezoche: „deß iss deß Erscht mool“ odder „deß iss deß zwaade mool“.

Owends im 18. 00 Uhr hieß es anstatd des Nachtläutens scherzhafd: „mecht, daß er in eier Nester kummd.“ Oam Grindonnerstag äwwer gabs im 12. 00 Uhr de Ruf: „mecht, daß er eier griene Pannkuche eßd.“ Oam Grindonnerstag wurd nemlisch im Reibekuchenteig fer Pfannkuche Schnittlaach mitgebacke, unn es gab sou in alle Heijsern „griene Pannkuche“.

De Freidaach verlief doann als absolute Fasttag, äwwer de Samsdaach brachte wirrer Uffreeschendes. Frieh im 6. 00 Uhr noochem „kläbbern“ wurd im Goarde de Pfarrkirche, sou de Volksmund, de „Judas“ verbrennt. Dodefer hadde all Meßdiener unn anner im laafe de Wuch all noch brennbare Kränze vumm Friedhofsabfallhaufe mit Karre odder Ziehwoache gehold unn im Kirchgarte aufgeschichted. Es woarn Riesenfeuer unn als de „Judas“ abgebrannd wour, zog meer in de Kersch zur Auferstehungsfeier.

Middem goanze Geläut koame de Glocke wirrer gefloche unn dodemit woarn de „Kläbberbuwe“ vunn ärm Amd fer desjoahr enthobe. Stolz iwwer 3 Daach mitgewirkd ze houn, wurd de Holzklapper oann bestimmter Stell dehaam verwahrd, unn meer freute sisch schunn wirrer uffs nächsd Joahr, im ba de „Kläbberbuwe“ mitzumache.

Staanern Kutsch

Staanern Kutsch
Staanern Kutsch

Staanern Kutsch

Lang, lang ist es her, und es muß die schiere Not gewesen sein, die die Oweräirer zu nachfolgendem Tun trieb.

Sie rotteten sich zusammen und überfielen nämlich auf der Straße nach Frankfurt- in etwa in der Höhe des heutigen Germania-Sportplatzes – eine Kutsche. Sie zerrten den Karren reicher Leute einfach in den Dreck.

Ob sich der Überfall gelohnt hat, wissen wir nicht. Wie vermuten nur, daß die Oweräirer ihre Tat später gereut hat. Sie setzten nämlich einen Gedenkstein, der einer Kutsche ähnelt an jene Stelle, wo der Überfall stattgefunden haben sollte. Alte Bürger wissen sogar von einem in den Stein eingeritzten Kreuz.

Reste von der „Staanern Kutsch“ hat der Ober-Rodener Bauhof gesichert.
 
Siehe auch
» 10.06.2015 Rödermark. Staanern Kutsch.
 
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S‘ Straasel

S‘ Straasel

For die heitige Wegworfgesellschaft kaum mäi denkboar iss die Erinnerung an e Zeit, wou die meiste Kuh- und Gaasebauern kaum äbbes hann, wou se ern Vieh im Stall unnerstrahn konnte. Oamol, um de Stallinsasse e gut Unnerlaog se schaffe un zum annern, Mist zum Dünge houn. Strouh woar dozu zu wertvoll, deß hot merr als Häcksel unners Futter gemischt.

Zum Strahn hot err halt Straasel genumme. Deß woars. Laab von de Beem im domols noch vorhandene Buchel und Aaschewald. Um deß Laab äwwer räsche se derfe, mußte merr ban Ferschter. Der hot dann dene Küh- und Gänsebauern e Stück im Wald zugedaalt, un dodefor mußte merr ser zwaa bis drei Mark bezohle.

Dann gings los mit Räsche un Mistgawwel, hot deß Laab samme geräscht un uff Houf geschoowe, dann in Säcke gestobbt orrer sou uff de Woache geloare. Do debei hot merr nateerlich sser manchen Boamascht orrer ach kloagesägte Beem unners Straasel versteckt, was nateerlich de Ferschter nitt wisse dorft. Dann Holz oune im Ferschter ser Wisse aussem Wald se hole, is streng bestroft woorn.

Orsch strief muß domols es Ferschters Frenzje gewese seu. Im Abwandlung vom „Vater unser“ iss der Spruch umgange:

„Vater unser, der du bist
wann ich nerr in Sack voll Straasel wißt
zu uns komme Dein Reich
gestobbt weerer gleich
Dei Wille gechehe
hoste ach noch nitt s’Ferscherter Frenzje gesehe?!!“
 
 
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Straasel. Siehe Wörterbuch für Rödermark
 
 

Handball nach dem Zweiten Weltkrieg

Handball nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach Kriegsende waren alle Vereine zunächst als „Kulturgemeinde“ vereint, doch hielt dieser Zustand nicht lange, und die Vereine (Germania, Turngemeinde, Turnerschaft) gingen wieder in die Selbständigkeit über. Ich selbst durfte mein erstes Spiel 1946 in Eppertshausen als Jugend-Handballer bei der Turnerschaft absolvieren, die nach ihrem Verbot im Dritten Reich wieder gegründet worden war. Überall in den Vereinen ging es nun wieder bergauf. Auf den Großfeldsportplätzen der Handballer in Ober-Roden, Urberach und Nieder-Roden füllte das Publikum die Ränge. Die SG Dietzenbach verbuchte zur damaligen Zeit sogar mehr als 4.000 bis 5.000 Besucher; Namen wie: Winterlein, Kühn, Werkmann, Fenn, Grimm, Keimig und andere waren dabei in aller Munde. Den wenigsten dürfte auch in Erinnerung sein, daß neben der Turngemeinde und der Turnerschaft auch die Germania über Handball-Damen-Mannschaften verfügte. Die Derbys zogen dabei 200 bis 300 Zuschauer an. Heinich Schneider, Anton Weber („Lang Anton“), Adam Keck, Franz Keck („Korze“), Franz Weber („Lazer“) Franz Weber, Adam Schultheis, Johann Eisen („Eisen-Schoa“), Franz Röhrig („Röhrig-Fränje“) Jakob Hitzel und andere wurden zur Leitfiguren.

Anmerkung.
Die in Klammer gesetzten Namen sind die Ounnomme (Siehe Wörterbuch für Ober-Roden)
 
 
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Wahlkampf.

Wahlkampf.

Gern hörte ich meinem Opa Krickser aus der heutige Ringstraße zu. Lachend erzählte er mir vom Wahlkampf zu seiner Direktwahl zu Beigeordneten von Ober-Roden. Es war 1932, also noch vor der Nazizeit. Er war Kandidat der SPD, sein Mitkonkurrent ein Schallmayer von der damaligen Zentrumspartei. Geld für Wahlplakate war kaum vorhanden, also begnügte man sich mit Plakatstreifen von 60 x 15 cm. Die einen rot mit dem Namen „Krickser“, das andere weiß mit schwarz geschriebenem Namen „Schallmayer“, beide von einer damaligen kleinen Druckerei aus Ober-Roden gedruckt. Nun begann das Lustige.: Klebekolonnen waren des Nachts unterwegs; man ging sich aber aus dem Wege. Am anderen Morgen sag man, daß die roten Schilder von Krickser mit denen des schwarzen Schallmayer und umgekehrt überklebt waren. Ganz Ober-Roden, besonders die Stammtische hatten was zu lachen und zu erzählen.
Am Ende wurde Opa Krickser gewählt und mit dem Aufstellen einer großen Tanne vor seinem Haus in der Hintergasse, der heutige Ringstraße, als neuer Beigeordneter gefeiert. Groß auch der Aufmarsch des damals noch großen Spielmannszuges der Turnerschaft und des Gesangsvereins „Volkschor“, die ihm ein Ständchen brachten. Man war ja noch parteiisch.
Ein Jahr später machten die Nazis allem ein Ende. Es wurde „gleichgeschaltet“ – Parallele zu heute?

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