Zur Fastnacht in Ober-Roden

Zur Fastnacht in Ober-Roden

Während man von Eppertshausen sagt: „Eppertshaiser seun’s goanze Joahr narrisch, blous oan Fastnoacht nitt“, so kann man von Ober-Roden sagen, daß Fastnacht von Neujahr bis Aschermittwoch dazugehört.

Seit Menschengedenken ist das so, nur nicht so ausgeprägt wie heute. Datumsmäßig ist nichts festgehalten. Aber fragt man heute 80-90-jährige Ortsbürger, dann heißt es: „Oach dess war frieher veel schänner.“

Was sie unter schöner verstanden, war das spontane und unorganisierte Fastnachtstreiben allgemein. Kurz nach Neujahr fiel es ganz plötzlich, nachdem es dunkel geworden war, „e pooar goanz narrische Schoure eu: Auf meer maskeern uns.“

Es wurden alte Klamotten zusammengesucht, Männer verkleideten sich als Frauen und umgekehrt. Es wurde also vermummt. Für das Gesicht nahm man alte Vorhänge, denn Geld für teure Masken hatte man ja nicht und mit verstellter, meist hoher piepsender Stimme zog man los.

Zunächst ging es in bekannte Wohnhäuser, wo man allerlei Schabernack trieb. Besonders nützte man dies aus, einmal seine oder seinen angebeteten Schatz zu besuchen und deren Eltern zu foppen. Denen blieb dann meist nichts anderes übrig, als ein Bembelche Äppelweu zu holen, und als jeder seinen Schluck hatte, zog man zum nächsten.

Gastwirte nützten dies natürlich aus und lockten mit ein oder zwei Mann Musik nicht nur Maskierte sondern auch Gäste an. So waren die letzten drei bis vier Wochen vor Fastnacht jeden Abend so zwanzig bis dreißig Gruppen Maskierte unterwegs, die sich teils in Häusern oder Gasthäusern vergnügten.

Größere Säle hatte man noch nicht, um so schöner war es dann. Maskenbälle gab es erst später als „Schützenhof“ und „Löwen“ Säle gebaut hatten. Für Kinder begann Fastnacht erst am Fastnachtdienstag. Auch sie vermummten sich in alte Kleider, und mancher Bub war eine „Rocksorle“. Mit Kochlöffel und Streichholzschachtel als Sparbüchse gings von Haus zu Haus, und man bettelte sich ein paar „Roure“ oder „Kreppel“ zusammen.

Bekanntestes Lied war dann:
„Woann Fastnocht iss, woann Fastnocht iss, do schlocht mei Vadder in Bock, do hippt meu Modder, do tanzt meu Modder mit ärm Simbelrock“
 
 
Mit freundlicher Genehmigung des Heimat- und Geschichtsverein Rödermark
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